Schon vor Monaten (noch in Deutschland) hatten wir fünf festgelegt, dass wir Weihnachten zusammen hier oben feiern werden. Da wir nur bis Mitte Januar hier oben bleiben, lohnt sich ein Heimflug über die Feiertage und den Jahreswechsel nicht. Und da wir zu fünft waren bestand auch nicht die Gefahr hier oben zu vereinsamen, denn sonst ist Umeå und speziell Ålidhem (also das ”Viertel” wo ich wohne) ziemlich ausgestorben, da alle schwedischen Studenten (und auch ein Teil der Austauschstudenten) über Weihnachten nach Hause gefahren sind. Natürlich sollte es gutes Essen, Geschenke und natürlich einen Weihnachtsbaum geben. Da ich über das Wochenende in Kiruna war, konnte ich mich an dessen Beschaffung und auch an der Essensplanung nicht beteiligen. Aber die anderen haben das sehr gut alleine hinbekommen und so erwarteten mich, als ich nach Hause kam ein (noch nicht geschmückter) Weihnachtsbaum und Essen für die nächsten drei Tage u.a. Steaks für Heilig Abend, Zutaten für einen noch nicht gekauften Fisch für den 1. Weihnachtsfeiertag und ebenso nur Zutaten für die noch nicht gekauften Schnitzel für den 2. Weihnachtsfeiertag. Aber keine Sorge, dass war kein Planungsfehler (bzw. sollte sich erst später als einer herausstellen), denn hier in Schweden haben die Supermärkte auch über Weihnachten geöffnet (wenn auch nur eingeschränkt). Unsere Weihnachtsfeier begann damit den Weihnachtsbaum aufzustellen und zu schmücken. Boris hatte schon vor einigen Monaten bei einer Korridorparty einen Christbaumständer mitgenommen, der sollte jetzt gute Dienste leisten.
Aufgestellt haben wir den Baum in Julians Korridor, da hier außer ihm niemand anwesend war. Als der Baum dann geschmückt war, begannen wir mit dem Kochen.
Wie schon gesagt, es sollte Steaks geben. Die Zubereitung entpuppte sich als etwas problematischer als gedacht, denn die Steaks waren ziemlich dick und mangels eines scharfen Messers konnten wir sie nicht halbieren, es hat aber trotzdem sehr gut geklappt und wir konnten mit unserem Festschmaus beginnen (dazu gab es noch Pfeffersoße und Country Potatoes).
Nach dem Essen gab es dann Bescherung. Wir haben uns für Wichteln entschieden um es für alle einfacher zu machen. Vor vier Wochen hatten wir die Namen ausgelost.
Ich bekam von MoD ein Kochbuch mit Schokoladenrezepten und einen Plastikaffen, der, wenn man den Kopf hochklappt, Affengeschrei von sich gibt und eine integrierte Taschenlampe hat , Udo bekam von Boris ein Schokoladenfondue und Kopfhörer mit integriertem Radio, Boris bekam im Gegenzug von Udo eine Ausgabe der Zeitschrift „Traktorpower“ und ebenfalls (ein anderes) Schokoladenkochbuch, MoD bekam von Julian eine Luciakrone, eine Bierbong und einen Nussknacker.
Ich selbst habe Julian ein „Petterson und Findus“ – Kochbuch geschenkt (auf Schwedisch!). Nachdem alle Geschenke ausgepackt waren und die Spuren des Essens beseitigt waren, ging es in die Kirche. Weihnachtsgottesdienst auf Schwedisch. Im Prinzip unterscheidet es sich nicht viel vom Gottesdienst in Deutschland, nur das eben alles auf Schwedisch ist (auch die Weihnachtslieder, aber mit derselben Melodie wie in Deutschland). Außerdem gab es noch Abendmahl. Nach dem Gottesdienst spielten wir noch ein „bisschen“ Karten. Das „bisschen“ zog sich dann bis morgens um sechs. Entsprechend spät begann der nächste Tag. Zuerst mit Einkaufen, wir brauchten ja noch den Fisch für das Abendessen. Hier stellte sich dann der Planungsfehler heraus, denn die Supermärkte haben zwar auf, aber natürlich haben sie keinen frischen Fisch. Nachdem wir die beiden größten Supermärkte angefahren hatten und nicht fündig wurden, entschieden wir uns für einen Tiefkühlprodukt. Griffen aber zu einem „Beifangfisch“ (was im Nachhinein den billigen Preis erklärt). Geschmacklich war es ok, aber nicht herausragend. Noch müde von der letzten Nacht, machten wir nicht ganz so lange. Am 2. Weihnachtsfeiertag kamen dann die ersten Besucher. Boris empfing drei Gäste. Am Abend gab es dann Wiener Schnitzel mit Pommes. Und so waren dann die Weihnachtsfeiertage schon vorbei. Wir haben (ich glaube alle) zum ersten Mal Weihnachten ohne die Familie gefeiert, was definitiv was anderes war, waren uns aber gegenseitig guter Familienersatz und haben sehr gut (wenn auch sehr teuer, Fleisch ist hier oben kaum zu bezahlen) gegessen und uns gegenseitig mit mehr oder weniger nützlichen Geschenken bedacht. Leider hatten wir trotz 2000km weniger Entfernung zum Nordpol auch hier keine weiße Weihnacht, der Schnee ist zwei Wochen vor Weihnachten weggetaut.
Mittwoch, 26. Dezember 2007
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